04.09.2019 | Förderung

START DER ÖAW-STIPENDIEN FÜR WISSENSCHAFTSJOURNALISMUS

Die Österreichische Akademie der Wissenschaften fördert vier junge Journalist/innen und ihre Recherchen. Die Themenpalette reicht von der Sinnhaftigkeit von Tierversuchen bis hin zu Puppentheaterdirektoren, die von den Nazis vertrieben wurden.

Die vier ÖAW-Stipendien für Wissenschaftsjournalismus sind gestartet. © Shutterstock

Sich mit Wissenschaft vertieft journalistisch auseinanderzusetzen, frei von zeitlichem und finanziellem Druck - das ist das Ziel des neuen „Stipendium Forschung & Journalismus“ der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Dadurch sollen besonders jene Geschichten ermöglicht werden, für die im redaktionellen Alltag sonst oft kein Platz ist oder keine Zeit bleibt. Ab September recherchieren nun erstmals vier junge Journalist/innen – Valentine Auer, Benjamin Breitegger, Uli Jürgens und Katharina Kropshofer – von der ÖAW gefördert an ihren Themen. Die Stipendien sind jeweils mit 4.000 Euro dotiert und laufen zwei Monate lang.
 
Unter dem Arbeitstitel „Rom*nja: Kein Leben im Verborgenen“ recherchiert Valentine Auer aus anthropologischer und sozialpolitischer Perspektive den Kampf um Anerkennung heimischer Roma und Romnja. „Obwohl Roma und Romnja seit 1993 eine anerkannte Volksgruppe in Österreich sind, werden sie noch immer viel zu oft als Opfer oder als Täter/innen dargestellt. Mit meiner Recherche will ich daher politische Akteur/innen der Roma-Community sichtbar machen“, sagt Auer.

Benjamin Breitegger befasst sich unter dem Arbeitstitel „Stadt und Land im Fluss: Wie wollen wir leben?“ mit der Frage, wie sich Österreich angesichts aktueller Herausforderungen wie Klimawandel, Verstädterung und Landflucht verändert. „Ich werde durchs Land reisen, mit möglichst vielen Menschen ins Gespräch kommen und große Umbrüche anhand kleiner Veränderungen beleuchten“, sagt Breitegger. Dabei möchte er nicht nur Probleme, sondern auch Perspektiven und Lösungen aufzeigen.

Uli Jürgens beschäftigt sich mit dem Leben des Puppentheaterdirektors Arthur Gottlein. Gottlein kam 1895 in Wien zur Welt und arbeitete als Aufnahmeleiter und Regieassistent, bevor er vor den Nazis fliehen musste. In China begründete er die Shanghaier Puppenspiele und zeigte Stücke von Raimund und Nestroy – auf Chinesisch und Englisch. „Gottlein steht für jene Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft oder Gesinnung in Österreich marginalisiert wurden, ins Exil fliehen mussten, und es dort schafften, sich mit Mut, Fleiß und Optimismus eine neue Existenz aufzubauen“, sagt Jürgens.
 
Mit Tierversuchen und möglichen Alternativen setzt sich Katharina Kropshofer in ihrem multidisziplinären Rechercheprojekt auseinander. „Entspricht der Nutzen, der von Tierversuchen ausgeht auch heute dem gewünschten Erkenntnisgewinn? Ich möchte der modernen Verankerung eines alten, emotional aufgeladenen Dilemmas nachgehen und so ein Bild von einem möglichen Weg in die Zukunft zeichnen“, sagt Kropshofer.

Die Auswahl der vier Stipendiat/innen erfolgte durch eine Jury aus Vertreter/innen der ÖAW, vom Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ), Presseclub Concordia sowie den Wissenschaftsredaktionen von APA und Ö1. Die Akademie will mit den Stipendien den heimischen Wissenschaftsjournalismus stärken und die Relevanz von Forschung besser im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankern.